„Bitte kein Bit“ – Ein Portrait des Winzers Roman Niewodniczanski
11. Oktober 2015
Der Erfolg scheint der Familie in die Wiege gelegt worden zu sein. Dem Vater als ehemaligen Geschäftsführer der Bitburger-Getränkegruppe und dem Sohn als einem der erfolgreichsten Quereinstiegs-Winzer an der Saar, der mit seiner Weinbauphilosophie eine ganze Region auf Trapp bringt. Die Rede ist von Roman Niewodniczanski.
Niewodniczanski – Den Namen wird man sich merken müssen
Roman Niewodniczanski macht seit einiger Zeit Rede von seinem Wein, der einem, anders als sein Name, ausgesprochen leicht über die Zunge geht. Der Wirtschaftswissenschaftler hatte schon während seines Studiums den Wunsch ein Weingut, das Spitzenweine hervorbringt, zu führen.
Drei Jahre systematisches Suchen führten den Quereinsteiger im Jahr 2000 an die Saar nach Wiltingen. Dort erwarb er das renommierte, aber heruntergekommene Weingut „Van Volxem“, das alles vereinte, was sich der Jungwinzer erträumte: Dramatisch steile Hänge, skelettreiche Schieferböden und eine Weinbaugemeinde mit hoher Anzahl unterschiedlicher Terroirs.
Den Riesling wieder zur Weltspitze führen
Die gut 20 Hektar Steillagen hat Roman Niewodniczanski fast ausschließlich mit Riesling bepflanzt. Das hat auch seinen Grund, denn die Saar-Region war vor über 100 Jahren weltbekannt für ihre Spitzen-Rieslinge. So wurden auf der Weltausstellung in Paris deutsche Rieslinge zu den besten Weinen der Welt gekürt. Niewodniczanskis Ziel ist es, genau da wieder anzuknüpfen.
Auf traditionellem Wege eigenständige Weine bereiten
Die Philosophie auf dem Weingut „Van Volxem“ ist es, die Weinqualität schon direkt im Weinberg zu erzeugen und im Weinkeller lediglich den Weinstil zu beeinflussen. Dazu gehören eine umweltschonende Bewirtschaftung, der weitgehende Verzicht auf technische Hilfsmittel wie industrielle Hefen, Enzyme und synthetische Hilfsmittel, sowie der Einsatz von alten Reben und eine bewusste Beschränkung der Hektarerträge. Bedingt durch die Steillagen ist ein Großteil der Arbeit auch noch echte Handarbeit. Und da Handarbeit teuer ist, ist man quasi gezwungen Spitzenweine zu erzeugen, wenn man als Winzer schwarze Zahlen schreiben möchte. Und das ist besonders dem Wirtschaftswissenschaftler Niewodniczanski ein wichtiges Anliegen.
Mit seiner Weinbauphilosophie will der Winzer nach eigenen Worten keinen neuen Weinstil hervorbringen, sondern eher versuchen, auf traditionelle Weise das Beste aus dem Berg zu holen. Ein Weg, der erfolgsversprechend ist, wie die Weinkritiker bestätigen. Die Umweltbedingungen der Saar-Region leisten ihm diesbezüglich sogar noch Hilfe, denn die Region gehört zu den kühlsten Weinbauregionen, was eine extrem lange Reifezeit für die Trauben bedeutet. Dadurch können sich im Riesling sehr intensive Aromastoffe bilden, die durch den Schiefer im Wein elegant und frisch herüberkommen.
Das „Saar-Riesling-Projekt“: Wirtschaftsmotor für eine ganze Region
Alles hat seine Grenzen, so, mit etwa 20 Hektar, auch die Bewirtschaftungsgröße des Weinguts „Van Volxem“. Doch Winzer Roman Niewodniczanski wollte mehr erreichen. So initiierte er das Saar-Riesling-Projekt: Auf einer 10 Hektar großen Fläche bewirtschaften sechs Vertragswinzer Steillagen nach seinen Vorgaben. Diese sind zwar nicht ganz so streng wie die für sein eigenes Weingut, aber sie reichen aus, um auch hier Spitzenweine zu erzeugen. Der vor der Lese bereits festgelegte Preis für die Trauben ist unabhängig von der Lesemenge und liegt erheblich über dem, was die Winzer früher bei der Winzergenossenschaft erhielten. Für die Winzer eine relativ sichere Sache und für die Region inzwischen ein richtiger Wirtschaftsmotor. Ich denke, man wird in Zukunft noch mehr aus der Region hören.