Vincent Klink „Meine Küche“
12. Oktober 2015
Wissen Sie was? Eigentlich mag ich Kochbücher von Fernsehköchen nicht besonders. Mir wird in den Büchern meist zu viel Aufhebens um die Person gemacht, wodurch die Rezepte oftmals zweitrangig werden. Oft sind die Gerichte dann zudem wenig bodenständig. Eigentlich keine gute Voraussetzung für die Rezension dieses Buches. Aber ich wurde wieder einmal überrascht.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter
Die Überraschung beginnt bereits beim Aufbau des Buches. Die Rezepte nach den vier Jahreszeiten zu gliedern und damit dem Gedanken einer saisonalen Küche nachzukommen, gefällt und dies ist, so nah der Gedanke eigentlich liegt, in nur sehr wenigen der aktuellen Kochbücher umgesetzt worden.
Die zweite Überraschung bekommt man bei den einzelnen Rezepten präsentiert: Zu jedem Gericht gibt es einen meist bodenständigen Tipp, der auch für erfahrene Köche mitunter sehr nützlich ist.
Bodenständiges, aber nicht banal
Vincent Klink ist trotz seiner Sterneküche für mich ein eher bodenständiger Koch. Dies ist beileibe keine Abwertung. Im Gegenteil: Dies prädestiniert ihn geradezu dafür, ein Kochbuch zu veröffentlichen, dessen Gerichte man im Alltag auch nachkochen kann. Trotz der Bodenständigkeit sind die Gerichte nämlich nie banal. So überraschen beim „Krautsalat“ die Zutaten Walnuss und Kapern oder beim Tafelspitz das zugegebene Pesto. Auch spannend dürfte sein, einmal zu probieren, welchen Einfluss die drei verschiedenen Käsesorten auf den Geschmack einer ansonsten klassischen Lauchquiche haben.
Dass Klink auch „aufdrehen“ kann, beweisen einige wenige Gerichte wie die Reh-Maultaschen mit Linsensauce oder der gegrillte Seeteufel mit Korianderdip.
Nicht Fleisch, nicht Fisch? – Keine Spur!
Vincent Klink ist ein Fisch- und Fleischfreund. Ich bin das auch, deshalb stört es mich nicht, dass ca. 80% der Gerichte eine der beiden Lebensmittel als Zutat enthalten. Wer daher auf der Suche nach Gerichten mit hohem Gemüseanteil ist, wird mit Vincent Klinks Buch wahrscheinlich nicht glücklich. Allen anderen sei das Werk als Ergänzung zu bereits im Besitz befindlichen Gemüsekochbüchern empfohlen.
Der Koch stellt sich vor
Wie gesagt, eigentlich mag ich den Rummel um eine Person in einem Kochbuch nicht besonders. Daher folgt dieser Teil auch am Ende. Er ist, das sei gleich gesagt, allerdings ganz gut gelungen. In kurzen zweiseitigen Statements kommt der Meister vor den vier Kapiteln um die Gerichte der jeweiligen Jahreszeiten zu Wort und gibt dort seine Philosophie des Kochens preis. Die ist, wie zu erwarten, bodenständig, aber durchaus nicht platt. Es lohnt sich tatsächlich Vincent Klink auch diesbezüglich zuzuhören. Einzig auf die gestellten Fotos mit Gitarre, Pfeil und Bogen oder beim Lesen im Garten hätte man verzichten können.
Das Kochbuch ist leider nur noch gebraucht zu erwerben.