Das große Teubner Kochbuch – eine sehr persönliche Kochbuchrezension
12. Oktober 2015
Um für ein Kochbuch 99 Euro zu investieren, müssen schon ganz besonders raffinierte Rezepte mit sehr speziellen Zutaten geboten werden – so dachte ich zumindest und war umso überraschter, dass beim „Großen Teubner Kochbuch“ das genaue Gegenteil der Fall war, was mich begeisterte.
Der erste Eindruck
Ich liebe Kochbücher und alleine der Anblick der kunstvoll angerichteten Speisen, motiviert mich jedes Mal aufs Neue, mich auch nach einem anstrengenden Arbeitstag an den Herd zu stellen – auch wenn mein Ergebnis in puncto Aussehen nicht mit den Kochbuchfotos mithalten kann. Wegen der appetitlichen Bilder besitze ich auch Kochbücher, deren Rezepte ich nie kochen werde, da man Gämse, Kugelfische, seltenes sardinisches Olivenöl oder aber 10 g Safran dazu benötigt.
Das große Teubner Kochbuch schien mir zunächst auch ein Kandidat für die Rubrik „Teures Kochbuch zum Träumen“ zu sein. Umso überraschter war ich, einen klar gegliederten Rezeptband mit grundsoliden Rezepten, wie Wiener Kalbsschnitzel, Geflügelfrikassee und Königsberger Klopsen, vorzufinden. Das Kochbuch bietet aber auch raffiniertere Gerichte, wie Butt in roter Buttersoße (sehr einfach zuzubereiten), Möhrensuppe mit Koriander oder Hase in Schokoladensoße.
Die soliden Rezepte unterscheiden sich von denen anderer Kochbücher oft darin, dass kleine Tricks verraten werden. Rührei beispielsweise wird nämlich durch zu hohe Temperaturen zäh. Zudem verlocken interessante Variationen zum Ausprobieren, so zum Beispiel die Königsberger Klopse aus Schweine- und Hähnchenfleisch.
Die Rezepte
Die Auswahl der Rezepte ist sehr gelungen. In den Kapiteln Gemüse, Obst, Eier-Milch-Käse, Fisch, Meeresfrüchte, Fleische, Geflügel, Wild, Reis und Teigwaren sowie Kräuter und Gewürze werden Rezepte aus aller Welt aufgeführt, für die man – zumindest in einer Kleinstadt – alle Zutaten ohne großes Gelaufe besorgen kann – und die trotzdem authentisch schmecken. Kompliziertere Zubereitungsarten sind mitunter in bildlichen Sequenzen dargestellt und viele Rezepte besitzen eine kurze informative Einleitung, die das Besondere des Rezeptes hervorhebt. An der Beschreibung der Arbeitsschritte merkt man, dass die Rezepte ausprobiert worden sind: Die Zeiten, in denen man andere Zutaten verarbeiten soll, während etwas köchelt, reichen tatsächlich aus. Das ist bei anderen Werken nicht immer selbstverständlich.
Die Optik
Mit der gleichen Sicherheit, mit der man sagen kann, dass die Hamburger bei McDonalds auf der ganzen Welt gleich aussehen, kann man auch sagen, dass Teubner Kochbücher immer ein Augenschmaus sind. Das große Teubner Kochbuch bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Hinzu kommt, dass die fast 640 Seiten von vorne bis hinten mit Rezepten gefüllt sind. Es gibt keine unnötige Kräutertabelle, keine langweilige Einleitung, keine schon hundertfach gedruckte, zu kurze Lebensmittelkunde… Kurz: Es gibt keinen überflüssigen Schnickschnack.
Mit Bildern zu den Gerichten wurde allerdings nicht gegeizt. Der Fehler vieler Kochbücher, Rezepte abzudrucken und keine Fotos vom Gericht zu liefern, wird hier nicht begangen: Jedes Rezept wird mit einem professionellen Bild veranschaulicht.
Lohnt der Kauf?
Die Rezension lässt keinen Zweifel daran, dass ich persönlich von dem Rezeptband sehr angetan bin. Aber lohnt sich die Investition von 99 Euro für ein Kochbuch tatsächlich für jeden? Wenn man ehrlich ist, sicher nicht. Wer nicht viel Zeit zum Kochen hat, oder auf der Suche nach einem Band deutscher Küchenklassiker ist, wird mit diesem Buch nicht glücklich. Menschen, die ungern „experimentell“ kochen und denen der optische Reiz einer Mahlzeit nicht wichtig ist, sollten wohl auch eher zu einem anderen Kochbuch greifen. Wer Kochen aber nicht als Zeitverschwendung sieht, gerne auch einmal neue Varianten ausprobiert und ein etwas umfangreicheres Küchenequipment besitzt, bekommt in diesem Kochbuch eine große Welt optischer und kulinarischer Genüsse offenbart.