Der Preis des Weines
13. Oktober 2015
Was sind Verbraucher bereit, für einen Wein zu bezahlen? Diese Frage umtreibt die Verantwortlichen von Discountern, Weinfachhandelsketten bis hin zum renommierten Fachgeschäft jedes Jahr aufs Neue. Da sie offensichtlich nicht ganz einfach zu beantworten ist, sind in der Vergangenheit eine Menge Studien durchgeführt worden, um mehr über die Beweggründe beim Weinkauf zu erfahren – mit interessanten Ergebnissen.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) hat für den gesamten Lebensmitteleinzelhandel, inklusive Discountern, einen Durchschnittspreis von 2,49 € pro Liter (!) errechnet, den die Deutschen 2008 für Wein ausgegeben haben. Für deutschen Wein wurden immerhin 2,67 €/l ausgegeben.
Die Motive: Subjektiv oder objektiv?
Was aber beeinflusst genau, ob wir beim Discounter oder beim Winzer vor Ort zugreifen oder nicht? Wer in sich reinhorcht, wird es wahrscheinlich schon vermuten: Bei der unüberschaubaren Größe des Weinmarktes sind es vermehrt subjektive Kriterien, die unser Kaufverhalten beeinflussen. An erster Stelle steht das Verpackungsdesign, gefolgt vom Image des Markennamens. Aber auch der Ort des Einkaufs spielt eine Rolle. So sind wir im Fachhandel bereit, mehr für einen Wein zu zahlen als bei Aldi, Edeka und Co. Negativ auf den Preis wirkt es sich aus, wenn der Erzeugertyp ein Großbetrieb ist.
Ernüchternd: Der Einfluss des Geschmacks
Spätestens hier muss natürlich auch auf den Geschmack eines Weines für die Kaufbereitschaft hingewiesen werden. Die sensorische Qualität, so eine Studie, beeinflusst zu fast 60 % die Kaufentscheidung, gefolgt vom Preis mit knapp 30 %. Dies deutet eigentlich darauf hin, dass der Geschmack die wichtigste Komponente beim Kauf ist. Doch leider tappen wir hier in eine psychologische Falle. Der eigentliche Geschmack beeinflusst die Geschmacksbewertung nämlich nur zu ca. 15 %. Ausstattung, Marke, Rebsorte und das Herkunftsland zusammengefasst, beeinflussen unsere Bewertung des Geschmackserlebnisses nämlich weitaus mehr. Zur Ehrenrettung sei hier aber gesagt, dass sich diese Ergebnisse auf Weine beziehen, die sich geschmacklich nicht sehr stark unterschieden haben. Der Einfluss des tatsächlichen Geschmacks steigt deutlich, wenn sich Weine sehr stark unterscheiden.
Geschmackspräferenzen: Der homogene Verbraucher
Die große Produktvielfalt bei Wein legt den Schluss nahe, dass die Geschmackspräferenzen der Weintrinker sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Aber auch hier ist die Realität ernüchternd: Man kann vier ziemlich homogene Geschmackstypen ausmachen:
- Fruchtig-lieblich
- Fruchtig-trocken
- International-trocken
- International-trocken, Süß-Akzeptanz
Jede der Gruppen ist in etwa gleich groß.
Interessant ist hier, dass die 2. und 3. Gruppe häufiger Wein trinken, denn der Konsum der Gruppen, die einen süßen Geschmack ablehnen, decken fast ¾ der Weinnachfrage ab.
All dies lässt vermuten, dass wir Verbraucher vielleicht doch keine so gute Zunge haben wie wir meinen, und geschmackstechnisch recht einfach einzuordnen sind. Da hilft wohl nur eines: Zu Hause vermehrt verdeckte Weinproben durchführen.
Diese und andere Studienerergebnisse finden Sie auch in dem Tagungsband „Wein – Qualitätssicherheit, Gesundheit und Genuss“, erschienen beim DLG-Verlag, Frankfurt.