Deutschland – Rieslingland
19. Oktober 2015
Wenn man vom Riesling spricht, kommt man kaum umhin, von Deutschland (dem Rieslingland) zu reden. Obwohl die Herkunft der Rebe noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, gehört der Riesling doch unbestritten zu den bekanntesten Deutschen Weinen, auch und gerade im Ausland. Das hat seinen Grund: Riesling bevorzugt kühle Regionen und gedeiht am besten nahe des 51. Breitengrads. Hinzu kommt, dass Deutschland mit seiner Vielfalt an unterschiedlichen Böden dem Riesling den Stempel der geschmacklichen Vielfalt aufdrücken kann.
Die schwere Geburt
Die erste Erwähnung erfuhr der Riesling 1552 in einem lateinischen Kräuterbuch. Dort heißt es lapidar: „Rieslinge wachsen an der Mosel, am Rhein und im Wormser Gau“. Doch so recht will sich die Rebsorte nicht durchsetzen. Missernten und Kriege verhindern dies immer wieder. Doch man ahnte wohl schon damals, mit was für einer besonderen Rebsorte man es zu tun hatte: 1672 wird in einem Mainzer Kloster verfügt, die roten Weinstöcke durch guten Riesling zu ersetzen und 1720 werden in der Abtei Johannisberg knapp 300.000 Reben gesetzt, wovon die allermeisten Riesling-gewächse waren. Die Entscheidung hat Konsequenzen bis in unsere Zeit: Johannisberger Riesling hat noch heute einen ausgezeichneten Ruf auf der ganzen Welt. Doch der Riesling erlebte in der folgenden Zeit immer wieder Höhen und Tiefen.
Krieg und Frieden
Die konsequente Verbesserung des Weinbaus, und die Tatsache eine ideale Rebe für die kühle Region zu haben, machte es möglich, dass Rieslinge von Rhein und Mosel im 19. Jahrhundert zu den Spitzenweinen gehörten. Das er diese Position ab etwa 1918 langsam verlor, liegt an mehreren Faktoren. Zunächst brach die Nachfrage aus den Adelshäusern nach dem Krieg und auch der Exportländer rasch ein. Nach dem zweiten Weltkrieg dann setzte Mitte der Fünfziger Jahre im Ackerbau, aber auch im Weinbau der Trend ein, so viel wie möglich zu produzieren. Bessere technische Möglichkeiten und die Züchtung ertragreicher Sorten, machten dies möglich. Hinzu kam, dass nach den Mangeljahren der Wunsch nach süßen und preiswerten Weinen groß war. Als Folge hatte deutscher Wein schnell das Image „Süß und billig“, von dem noch heute der Bekanntheitsgrad der Liebfrauenmilch zeugt. Schließlich mag noch eine Rolle gespielt haben, dass man die Säure des Rieslings, auf die einige Weinfreunde empfindlich reagieren, mit der Süße recht gut überdeckt werden konnte.
Qualität: Neue Winzer wenden sich wieder alten Tugenden zu
Erst Ende der 1980er Jahre wurde der Riesling von einer neuen Winzergeneration wieder zu alter Blüte zurückgeführt. Konsequent standen beim Ausbau wieder Qualitätsmerkmale im Vordergrund. Hinzu kam, dass die modernen filigranen Rieslinge gut zu vielen Speisen passten, auch zu der immer populärer werdenden chinesischen Küche. Der Renaissance stand nichts mehr im Wege.
Image: Parker und Kochshows puschen den Riesling
Wenn das Image aber erstmal hin ist, braucht es mitunter etwas Zeit und Unterstützung, um wieder „en vogue“ zu werden. So hatte auch der Riesling etwas Beistand nötig. Dem gemeinen Volk wurde spätestens durch die inflationäre TV-Präsenz an Kochshows bei denen Biolek & Co. immer wieder deutsche Rieslinge als Essensbegleiter empfahlen klar, dass es Zeit war, mal wieder einen „Versuch“ mit dem ungeliebten Kinde zu starten. Den Weinprofis genügte der Segen des Weinpapstes Parker, der plötzlich voll des Lobes über die deutschen Rieslinge, einen regelrechten Nachfrageboom auslöste.
Heute werden in Deutschland wieder gute bis hervorragende Rieslinge produziert, die zu Recht Anerkennung auf der ganzen Welt erfahren. Bleibt zu hoffen, dass es diesmal so bleibt.
[textbox title=“Echter und unechter Riesling“]Nicht überall wo Riesling drauf steht, ist auch Riesling drin! Im Goldriesling ist er immerhin noch als ein Teil einer Kreuzung mit Courtillier Musqué Précoce enthalten. Der Schwarzriesling hat mit dem Riesling nur den Wuchs und die Form gemeinsam. Ansonsten handelt es sich um eine Mutation des Schwarzburgunders. Auch der Welschriesling (in Italien Riesling italico) ist nicht direkt mit dem Riesling verwandt. Schließlich ist da noch der amerikanische „Gray Riesling“, eine Mutation der Sorte Trousseau Gris. Auch er hat nichts mit dem Riesling gemein.[/textbox]
[btn text=“Hier finden Sie alle Riesling-Weine in unserem Shop“ url=“http://www.wein.de/riesling“ title=“Zu den Rieslingen“]