Die Geschichte des Weins
6. Oktober 2015
Die heute unter dem botanischen Namen Vitis Vinifera kultivierten Reben sind das Ergebnis eines Jahrtausende alten Ausleseprozesses von geeigneten Wildreben.
Schon mehrere Jahrtausende vor Christus wurde Wein hauptsächlich in den Hochkulturen des Nahen Ostens, dem heutigen Ägypten, Iran und Israel, angebaut.
50 v. Chr.
Die von den Griechen und Etruskern übernommene Weinkultur verbreiteten die Römer im Zuge der Eroberung Germaniens im deutschsprachigen Raum, wovon römische Weindenkmäler an der Mosel noch heute zeugen.
200 n. Chr.
Nachdem der römische Kaiser Probus (276–282 n. Chr.), auch als „Weinkaiser“ bekannt, das von Kaiser Domitian um 91 n. Chr. erlassene Pflanzverbot aufgehoben hatte, machte er sich um einen intensiven Weinbau in der Pfalz und in Baden-Württemberg verdient.
800
Diese Anbaufläche wurde unter Karl dem Großen (768–814 n. Chr.) beträchtlich ausgedehnt und die Güte des Weins vorwiegend durch die Klöster verbessert. Viele der bedeutenden Weinorte, darunter Mainz, Worms und Speyer, erlebten zu dieser Zeit ihre erste Blüte.
900
Nach der Aufspaltung des Fränkischen Reiches wurde der Weinbau durch die Ottonen auch in Mitteldeutschland verbreitet. Sogar an der Ostsee und an für den Weinbau ungeeigneten Flächen wurden Trauben kultiviert. Obwohl keiner der damals gekelterten Weine nach heutigem Geschmacksempfinden wirklich genießbar wäre, stellten sie eine Alternative zum oft verunreinigten Trinkwasser dar.
1650
Um 1100 förderte der Zisterzienserorden mit der Gründung von Klöstern im Rheingau und in Württemberg den Anbau von Qualitätsweinen. Bis zum Dreißigjährigen Krieg erlebte der deutsche Weinbau mit über 300.000 Hektar seine größte Ausdehnung. Danach waren zahlreiche Weinbaugebiete in Bayern, Nord- und Ostdeutschland vollkommen zerstört.
Zur Reduzierung der Rebflächen führten zudem hohe Abgaben und Zölle, die verbesserte Bierherstellung sowie klimatische Veränderungen.
1700
In den klimatisch bevorzugten Regionen am Rhein und an der Mosel erfuhr der Weinbau im 18. Jahrhundert einen neuen Höhepunkt.
Durch den Einfluss der Klöster, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Winzer weitergaben, steigerte sich auch die Qualität des Weines. Die heutigen Prädikatsbezeichnungen „Kabinett“, „Spätlese“ und „Auslese“ stammen aus dieser Zeit.
1800
Nach der Eroberung der linksrheinischen Gebiete durch Napoleon wurde der kirchliche Besitz privatisiert, wodurch die über tausendjährige Tradition des klösterlichen Weinbaus endete. Die neuen Besitzer profitierten von der französischen Weinkultur und setzten vermehrt auf die Erzeugung von Qualitätswein.
1850
Einen bedeutenden Rückschlag erlitt der Weinbau durch die aus Amerika eingeschleppte Reblaus. Darüber hinaus wurde durch den echten und falschen Mehltau ein Großteil der 150.000 Hektar umfassenden deutschen Rebfläche vernichtet.
Erst durch Pfropfen auf resistente amerikanische Reben konnte Ende des 19. Jahrhunderts ein wirksamer Schutz gegen die Reblaus gefunden werden. Durch die Rebenzüchtung entstand ein ausgewähltes Sortiment von Standardsorten, die heute den deutschen Weinbau wesentlich prägen.
Auch die Zusammenarbeit zwischen Winzern und Weinbaulehranstalten wurde intensiviert.
1868
Die Abhängigkeit der kleinen Winzer von den Fassweinhändlern und die daraus resultierenden sozialen Unruhen führten zur Gründung von Winzergenossenschaften.
1930
In diesem Jahr wurde das deutsche Weingesetz von 1901 reformiert. Die neue Fassung untersagt sowohl den Verschnitt von deutschen mit ausländischen Weinen als auch den Zusatz von Zucker und Alkohol.
1971
Nach einem neu verabschiedeten Weingesetz wird der Wein in drei Güteklassen eingeteilt. Diese reichen vom einfachen Tafelwein, über den Qualitätswein bis zur obersten Stufe, dem Qualitätswein mit Prädikat. Hierfür müssen deutsche Qualitätsweine einer amtlichen Qualitätsprüfung unterzogen werden.
1990 bis heute
Seit der Wiedervereinigung zählen die Anbaugebiete Sachsen und Saale-Unstrut wieder zu den deutschen Anbaugebiete für Qualitätswein.
Die heute produzierten Weine sind ausgewogen in Geschmack und Aroma und müssen keineswegs den internationalen Vergleich scheuen.