Kleine Flaschenkunde
11. Oktober 2015
Ihre Idealmaße sind 63-49-179 und sie besteht aus Siliciumdioxid, Natriumcarbonat, etwas Pottasche sowie Feldspat. Meist kommt sie in Grün, Braun oder gänzlich farblos daher. Die Rede ist von einer der beliebtesten Flaschenformen für Weine: der Bordeauxflasche.
Zwar konnten bereits die Ägypter im 4. Jahrhundert Glas herstellen, für die Aufbewahrung von Wein wurden aber noch lange Zeit Bottiche und Schläuche aus Tierhaut verwendet. Erst mit den Römern verbreitete sich die Glasherstellung in ganz Europa. Freilich zunächst nur in den betuchten Schichten, denn Glas war teuer. Die ersten Weinflaschen hatten im 18. Jahrhundert noch einen breiten Boden sowie einen dicken Bauch und bestanden aus schwarzem Glas. Die heutigen (schlankeren) Formen haben sich u. a. deshalb entwickelt, um Wein liegend lagern zu können.
Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich bereits alle gängigen Glasformen für Wein etabliert.
Die Bordeauxflasche
Die Bordeauxflasche ist einer der „Klassiker“ unter den Flaschen. Auffallend sind ihre „Schultern“. Der Boden ist gewölbt, damit beim Eingießen eventuelle Ablagerungen nicht aufgewirbelt werden. In Bordeauxflaschen werden Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Sauvignon und viele weitere Rebsorten abgefüllt.
Die Burgunderflasche
Fast ebenso verbreitet ist die Burgunderflasche. Sie hat keine Schultern und der Boden ist meist etwas schwächer als der der Bordeauxflasche gewölbt. Klassische Weine für diese Form sind natürlich alle Burgundersorten sowie Chardonnay und Beaujolais.
Die Schlegelflasche
Die Schlegelflasche ist noch schlanker als die Burgunderflasche. Sie hat ihren Ursprung in Deutschland. Darum finden sich in ihr auch häufig Riesling, Gewürztraminer und Elbling. Ihr Boden ist in den meisten Fällen nur ganz leicht gewölbt. Durch die schlanke Form überragt die Schlegelflasche ihre Kolleginnen in der Höhe.
Der Bocksbeutel
Der Bocksbeutel ist zwar „erst“ seit über 250 Jahren als klassische Flaschenform ein Markenzeichen für Frankenweine gehobener Qualität, wird aber bereits seit dem frühen Mittelalter verwendet. Der Name leitet sich wahrscheinlich davon ab, dass die Flasche vom Aussehen her an den Hodensack eines Ziegenbocks erinnert. Die flache Form lässt sich dahingegen auf das Aussehen früherer Feldflaschen zurückführen, die so besser am Körper transportiert werden konnten. Bei der heutigen Lagerung im Weinregal stört dies leider bisweilen.
Die Sachsenkeule
Diese, an eine Keule oder einen Kegel erinnernde Form, sollte für Sachsen das werden, was der Bocksbeutel für Franken ist. Es gibt sie seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und wurde ab 1990 in Sachsen wieder vermehrt eingesetzt. Der ganz große Erfolg blieb aber aus, u. a. deshalb, weil sich die Form nicht sonderlich gut für die liegende Lagerung eignet.
Fiasco – oder Korbflasche
Diese, in den 70er Jahren auch als Träger für Tropfkerzen sehr beliebte Flasche, entwickelte sich bereits im Spätmittelalter aus den Tonfässern. Die Strohummantelung diente ursprünglich als Schutz vor Glasbruch. Heute passt die Form nicht mehr so recht zu dem Qualitätsanspruch der toskanischen Weinbauern, da sie Etikett und Flaschenform unterstreichen wollen. Der Einsatz geht daher stetig zurück.