Wein und Krieg
13. Oktober 2015
Im Juni 1940 wurde Frankreich bekanntlich nach kurzen Gefechten von Hitlers Truppen besetzt. Weniger bekannt ist, dass „die Schlacht um Frankreichs größten Reichtum“ – um ihre Wein- und Champagnerdepots – dann aber erst beginnen sollte.
Das Journalistenehepaar Don und Petie Kladstrup schildern in ihrem Buch „Wein und Krieg“ den Kampf der französischen Winzer um ihre „alkoholischen Juwelen“. Schon bald nach der Kapitulation Frankreichs orderte Hitler an, die wertvollsten Weine und Champagner nach Deutschland bringen zu lassen. Auch im besetzten Land bedienten sich die Nazis nach Lust und Laune. Dabei wurde schnell deutlich, dass die wenigsten der Besatzer eine Ahnung davon hatten, was sie tranken. Nahmen viele von ihnen doch den Unterschied zwischen einem edlen und einem einfachen Wein gar nicht wahr.
Bei dem Versuch der französischen Winzer ihre Weinen zu retten, handelten diese äußerst phantasievoll: Da wurden minderwertige Weine mit der Aufschrift „Sonderabfüllung für die deutsche Wehrmacht“ an die Nazis geliefert, Eisenbahner ließen schon mal eine Wagenladung Wein im „Nichts“ verschwinden und eine Teppichreinigung lieferte den Winzern gar Staub, um junge Weine in alte Raritäten zu „verwandeln“.
„Wein und Krieg“ ist voll solcher interessanter und spannend erzählter Geschichten sowie Anekdoten über den Widerstand der französischen Winzer, die eigentlich nur ihren Wein retten wollten, dann aber immer mehr auch Unterstützer der Résistance wurden. So konnte anhand größerer Champagnerbestellungen die Truppenbewegung vorausgesagt werden und so manches Mitglied der Résistance wurde in Weinfässern versteckt. Der Chef des Champagnerproduzenten Moet & Chandon hielt sogar enge Kontakte zur Widerstandsbewegung.
Obwohl zahlreiche Quellenangaben und Anmerkungen vorhanden sind, beschleicht einen doch manchmal das Gefühl, dass einige Begebenheiten – im Dienste der Legendenbildung – etwas ausgeschmückt worden sind. Wer das Buch aber nicht gerade für seine historischen Forschungen benötigt, den wird dieser Mangel kaum stören.
Alles in allem ist „Wein & Krieg“ eine kurzweilige Lektüre, zu der man sich ein gutes Glas Wein gönnen sollte. Das darf dann – anders als im Buch – gern auch ein deutscher Wein sein.