Rheininsel Mariannenaue: Reif für die Insel ?
7. Oktober 2015
Ein ganz besonderer Ort für Weinbau in Deutschland ist die Rheininsel Mariannenaue. Ihre außergewöhnliche geographische Lage verlangt nach besonderer Mühe und Sorgfalt, um auf der Insel Weine mit Charakter auszubauen. Dieser Aufgabe hat sich „Schloss Reinhartshausen“ angenommen.
Weine „von der Insel“
Die Mariannenaue ist mit zirka 85 Hektar (je nach Wasserpegel) die größte Rheininsel und eine von den drei Inseln in Deutschland, auf denen Weinbau betrieben wird. Die Weinbaufläche auf der Mariannenaue beträgt 23 Hektar. Sie ist ausschließlich mit weißen Rebsorten bepflanzt, auf die man stolz ist. Seit kurzem tragen Weine von der Insel auf dem Etikett statt der üblichen Lagenbezeichnung nur noch den Hinweis „Von der Insel Mariannenaue“. Die Gewächse zeichnen sich allesamt durch ihren leichten und frischen Charakter aus und haben eine weiche, mineralische Note im Geschmack.
Marianne von Preußen prägt die Inselgeschichte
Die Aue verdankt ihren Namen Marianne von Preußen. Als ihr Sohn Johannes 1861 an den Folgen einer schweren Erkrankung starb, schenkte sie der Stadt Erbach ein Grundstück zum Bau einer Kirche, deren Bau sie dann auch gleich zum großen Teil mitfinanzierte. Der Sohn wurde dort dann standesgemäß in einer Gruft beigesetzt. Seither trägt die Kirche den Namen „Johanneskirche“. Nach Mariannes Tod im Jahre 1883 wurde die Rheinaue ihr zu Ehren in „Mariannenaue“ umbenannt.
Einmalige Natur auf der Mariannenaue
Heute wird die Insel im Sinne Marianne von Preußens weiterbewirtschaftet. So werden „Inselfahrten für Jedermann“ angeboten, wobei ein Teil der Einnahmen für gemeinnützige Zwecke gespendet wird. Dabei sind die Besuchsfahrten auf die Aue eine zweischneidige Angelegenheit. Denn streng nach Vorschrift ist das Betreten der Insel verboten. Die Mariannenaue ist aufgrund ihrer einmaligen Fauna – seltene Vogelarten sind hier zu Hause, genauso wie eine seltene Biberart – und dem zum Teil über 400 Jahre alten Baumbestand seit 1974 „Europäisches Naturschutzreservat“. Weinbau wird auf der Insel allerdings schon seit dem vorletzten Jahrhundert betrieben.
Der auf der Insel vorhandene alte Gutshof wird heutzutage gelegentlich für Weinproben zu besonderen Anlässen genutzt. Im ehemaligen Stall, in dem diese Proben stattfinden, kommt unter dem Kreuzgewölbe ein uriges und rustikales Flair in einmaliger Umgebung auf.
Weinbau auf der Insel
Anfang der 70er Jahre erhielt der Leiter des Weinguts „Schloss Reinhartshausen“ den Rat, auf den kalkreichen Böden der Aue Chardonnay anzupflanzen. Die Rebsorte gedeiht auf den Hügeln mit ähnlicher Bodenbeschaffenheit rund um die französische Stadt Chablis sehr gut. In der Tat stellte sich heraus, dass die Empfehlung wertvoll gewesen war.
Und zwar nicht nur unter dem Aspekt des basischen Bodens, auf dem sich der Chardonnay besonders wohl fühlt. Auch die Tatsache, dass diese Sorte früh reifend ist, kam der Weinqualität zugute. Auf Grund der besonderen geographischen Lage im Rhein herrscht auf der Aue ein besonderes Kleinklima mit einem Vegetationsvorsprung von zwei bis drei Wochen im Vergleich zu den Rheingauer „Festlandslagen“.
Eine frühe Lese der Trauben auf der Mariannenaue ist auch wegen der im Spätsommer häufig auftretenden Nebelschwaden sinnvoll. Die hohe Luftfeuchtigkeit kann die Qualität der Trauben kurz vor der Lese erheblich beeinträchtigen.
Erstmalig kam der Chardonnay von der Mariannenaue in Deutschland 1976 in den Verkauf.
Wir dankem dem Woschek-Verlag für die freundliche Überlassung des verwendeten Materials.