Stachelbeere, Cassis, Zitrusfrüchte, Holunderblüte, Feige, Mango, Passionsfrucht, Spargel, Brennnesselblätter, Heu, Feuerstein, Rauch. Weißweine der Sorte Sauvignon blanc sind schwer zu schlagen, wenn es darum geht, den Weinliebhaber mit Aromen und Düften zu begeistern: Manchmal sind sie anregend mit knackig-grünen Noten, manchmal auch betörend mit exotischem Duft, aber selten langweilig.
Dies sind es genau diese Attribute, nach denen viele moderne Weintrinker verlangen: frische, anregende Weine mit viel Duft und Aromatik. Kaum ein anderer Weißwein hat so viel davon wie der Sauvignon blanc, der schon fast Markencharakter aufweist. Dennoch zählt die aus Frankreichs Südwesten stammende Sauvignon-blanc-Traube zu den erfolgreichsten und am häufigsten angebauten Rebsorten weltweit. Muskatsilvaner hieß sie früher in Deutschland und wurde schon vor 100 Jahren besonders in Württemberg angebaut. Leider geriet sie hierzulande aber wieder in Vergessenheit, während sie in vielen Teilen der Welt bis nach Übersee für Furore sorgte. Überall zeigt sie ihre schönen grünen Noten, ihre intensive Fruchtigkeit, ohne wirklich aufdringlich zu sein. Nur in Deutschland hatte man ihren Anbau zwischenzeitlich verboten.
Was die Tradition des Sauvignon blanc in Württemberg betrifft, zählte die Rebe früher unter dem Namen Muskatsilvaner tatsächlich zu den recht weit verbreiteten Landrebsorten. Warum sie dann aufgegeben bzw. verdrängt wurde, weiß heute keiner so genau zu sagen. Womöglich hatte es mit den Ansprüchen der Rebe zu tun: Zum einen muss man innerhalb bestimmter Ertrags-grenzen bleiben, um ein wirklich gutes Ergebnis zu erzielen. Andererseits ist Sauvignon blanc sehr empfindlich, was Fäulnis betrifft. Man braucht absolut sauberes und gesundes Lesegut, um einen ausdrucksstarken und tiefgründigen Sauvignon blanc zu erzeugen, das bringt großen Aufwand mit sich. Vielleicht hat man aber auch ihr wahres Potenzial nicht erkannt, schließlich wurden damals viele Sorten nur im Mischsatz angebaut. Wenngleich Sauvignon blanc deutscher Herkunft eine einmalige Mischung aus Frucht und belebender Säurestruktur mit dezent vegetalen Anklängen aufweisen kann. Und – wenn das richtige Terroir hinzukommt – können diese Weine elegant und mineralisch sein.
Erst seit 1999 ist die Sorte in Württemberg wieder klassifiziert, zwei Jahre später folgten die rheinland-pfälzischen Gebiete und schließlich der Rheingau, Baden und Franken. Es darf also nicht verwundern, dass die Bestände noch gering sind und in der Folge häufig ausverkauft. Kaum ein Weingut verfügt über eine Fläche von mehr als einem Hektar.
Sauvignon blanc fühlt sich grundsätzlich in kühleren Gebieten wohl, aber er braucht Sonne, um seine intensive, fruchtige Aromatik ausbilden zu können. Die südlichen deutschen Anbaugebiete bieten also geradezu ideale Bedingungen. Auf kalkhaltigen Böden, Schiefer oder Feuerstein ergeben sich Weine mit eleganter Mineralik. Hangfußlagen und fette Böden sind sicher nichts für die Sorte. Sie treibt vergleichsweise spät aus, wird aber trotzdem relativ früh reif, ein weiterer Aspekt, weshalb sie sich auch für weniger warme Gebiete sehr gut eignet.
Im Gegensatz zu anderen Regionen der Weinwelt setzt man in Deutschland vor allem auf den klassischen Ausbau im Stahltank. Falls Holz zum Einsatz kommt, greifen die deutschen Winzer vorwiegend auf große Holzfässer zurück. Je kühler vergoren wird, desto exotischer und intensiver erscheinen die Fruchtaromen. Sauvignon blanc, der manchmal auch wieder Muskatsilvaner genannt wird, kommt in Deutschland vor allem reinsortig in die Flasche.
Klassische Sauvignon blancs nach dem Vorbild der französischen Loire-Weine sind hervorragende Essensbegleiter für Meeresfrüchte, die expressivere, exotische Variante im Stil der neuseeländischen Sauvignons passt gut zur leichten, asiatischen Küche.